Wer jemals im Sommer die Provence besucht hat, wird mir zustimmen: Die Farbenpracht ist überwältigend. Lavendel-, Mohn- und Sonnenblumenfelder, Olivenhaine, Weinberge, Ockerfelsen, charmante Häuser aus hellem Naturstein mit typisch blauen Fensterläden, die Üppigkeit der Wochenmärkte, darüber ein vielleicht gerade vom Mistral klargefegter blauer Himmel. Van Gogh, Cézanne, Matisse, Renoir, Picasso und viele andere Künstler waren fasziniert vom Licht, haben sich im Süden Frankreichs – zumindest eine Zeitlang – niedergelassen und Werke mit großer Farbintensität geschaffen.

Diese Farben der Provence sind auch auf bedruckten Baumwollstoffen eingefangen, die man meist in Form von Tischdecken, Handtüchern, Schürzen und allen möglichen Deko-Accessoires auf Märkten oder in kleinen Geschäften erstehen kann.

Die Kunst des Bedruckens von Baumwollstoff stammt aus Indien und kam Mitte des 18. Jahrhunderts durch den Seehandel nach Frankreich. Die farbigen indischen Baumwollstoffe, „indiennes“ genannt, begeisterten den europäischen Markt. Korrekterweise darf nicht unerwähnt bleiben, dass das gefragte Handelsgut – Baumwolle wächst nur in den Tropen und Subtropen – gleichzeitig ein dunkles Kapitel über Kolonialismus und Ausbeutung in die Geschichtsbücher schreibt. Die industrielle Revolution ermöglichte bald in Europa – vor allem in Frankreich und der Schweiz – eine kostengünstige Stoffproduktion. Bekannte „Indienne“-Manufakturen etablierten sich z.B. in Marseille, in Nîmes und Valence. Imitierte man zunächst noch die importierten Muster, entwickelte sich rasch ein eigener Geschmack und die indischen Ornamente wurden durch lokale Motive ersetzt. Heute zieren hauptsächlich Sonnenblumen, Oliven, Lavendel und Zikaden die typisch provenzalischen Baumwollstoffe. Sie sorgen im heimischen Ambiente garantiert für heitere mediterrane Atmosphäre.

In Arles gibt es in der Nähe der Kathedrale St-Trophime ein kleines Stoffgeschäft, das außer den üblichen textilen Andenken auch Meterware verkauft. Natürlich kann ich als Stoffliebhaberin den Verlockungen nicht widerstehen. Zwischenzeitlich ist allerlei Dekoratives für den Garten entstanden und auch eine „Mund-Nasen-Bedeckung“ mit provenzalischem Muster bringt Farbe in den Corona-Alltag.

Bunte Dekostoffe aus der Provence

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