Zwar unter Auflagen, aber trotzdem: seit 16. März 2021 besteht wieder die Möglichkeit für einen Museumsbesuch in Augsburg. Sofort wurde ein Zeitfenster für das Maximilianmuseum gebucht, das aktuell die kleine Sonderausstellung „Dressed for Success“ präsentiert.

Hinter diesem schlagkräftigen Motto (bekannt natürlich auch als Song des schwedischen Pop-Musik-Duos Roxette) steht ein modebewusster Renaissance-Mensch, den die Ausstellungsmacher gar als einen ersten Mode-Blogger bezeichnen: Matthäus Schwarz. Von Beruf Hauptbuchhalter bei Jakob Fugger dem Reichen war Matthäus Schwarz in der Lage, sich nicht nur damals angesagte Mode-Styles zu leisten, sondern selbige auch in einem „klaidungsbuechlin“ in Bildform dokumentieren zu lassen. Jenes Büchlein unterrichtet uns mit Datum und Anlass über das jeweilige Outfit – vervollständigt mit genauer Altersangabe des Dargestellten – und gibt damit einen höchst interessanten Einblick in die Modewelt des 16. Jahrhunderts. In der Ausstellungs-Vitrine sind die Seiten 24 und 25 des „klaidungsbuechlin“ aufgeschlagen. An der kleinen Gondel erkennbar, lässt sich Matthäus Schwarz im Juni 1516 mit seiner Kleidung in Venedig zeigen, wo er die Buchhaltung lernt – 19 Jahre, 3 Monate und 10 Tage alt.

Das Herzstück der Ausstellung wird durch eine Vielzahl weiterer Exponate in den kulturgeschichtlichen Kontext gestellt. Abseits großer historischer Ereignisse taucht man in die private Welt des gut situierten Bürgers der Reichsstadt Augsburg Mitte des 16. Jahrhunderts ein. Es ist die große Zeit der sog. „Geschlechtertänze“ der Eliten. Künstler wie Albrecht Dürer, Hans Holbein d.Ä., Hans Daucher und Christoph Amberger halten mit feinsten Porträts die Patrizier jener Zeit in prächtigen Gewändern fest. Fast nebenbei erfährt man, dass sich Dürer auch mit Entwürfen zu einer Hoftracht beschäftigt hat.

Am faszinierendsten erscheinen mir die ausgestellten Kleidungsstücke selbst, schaffen sie doch ein Gefühl physischer Nähe zu den Menschen vor fast 500 Jahren. Das Paar sog. Hornschuhe, ein Dachbodenfund in St. Anna, trug einst ein vornehmer Mann und man wundert sich, wie wohl mit nur so wenig Halt an Zehen und Ferse ein vornehmes Schreiten möglich war. Während der gezeigte wuchtige schwarze Mantel mit Pelz-Kragen sicherlich die Vornehmheit seines Trägers unterstrich, stelle ich mir beim daneben platzierten roten Herren-Outfit mit Pluderhose und Wams die rein praktische Frage: Konnte man dies ohne fremde Hilfe überhaupt anziehen?

Eine ganz reizende kleine Ausstellung, mit viel Begleittext zu den Exponaten, und im vorgegebenen Zeitfenster von einer Stunde gut zu besichtigen. Bedauerlicherweise darf in der Ausstellung nicht fotografiert werden, so dass die hier verwendeten Fotos leider nicht die gewünschte Aussagekraft haben.

Empfehlen möchte ich daher den Link zu den Kunstsammlungen, der einen überaus guten virtuellen Einblick in die Ausstellung bietet:

https://kunstsammlungen-museen.augsburg.de/dressed

Maximilianmuseum Augsburg: Dressed for Success

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2 Gedanken zu „Maximilianmuseum Augsburg: Dressed for Success

  1. Hallo liebe Blog Elfe, vielen Dank für diesen höchst interessanten und aussagekräftigen Text über eine kulturhistorisch wichtige Ausstellung. Man bekommt trotz fehlender eigener Bilder einen sehr lebendigen Eindruck von den Exponaten. Der Leser wünscht sich mehr solche Hinweise auf lokale und regionale Kulturereignisse, die in der überregionalen Presse oft wenig oder keine Beachtung finden.

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