Wer für den Spanien-Aufenthalt eine besondere Unterkunft sucht, wird vermutlich bald mit den „Paradores“ fündig werden. Die wörtliche Übersetzung mit „Herberge“ kann man getrost als understatement ignorieren, ein heutiger Parador ist für gewöhnlich ein stilvolles Hotel im oberen Sterne-Bereich und vorzugsweise in historische Bausubstanz integriert. Ob in kulturell bedeutsamen Orten, in exponierter Lage oder inmitten eindrucksvoller Landschaft – ein Aufenthalt in einem Parador verspricht eine außergewöhnliche Reise-Erfahrung.
Die heutige Hotelkette Paradores de Turismo de España mit aktuell 97 Häusern geht auf eine Initiative im Jahr 1910 zurück. Damals beschloss die spanische Regierung, eine bis dahin nicht existierende Hotelstruktur für Wanderer und Reisende zu schaffen und gleichzeitig das internationale Ansehen des Landes zu verbessern.
Mit dem Projekt wurde Marquis de la Vega-Inclán betraut, der auch die kurz darauf gegründete königliche Tourismuskommission leitete. Am 9. Oktober 1928 weihte König Alfons XIII. den Parador de Turismo de Gredos ein. Dieses allererste Hotel im späteren Paradores-Netzwerk liegt etwa 60 Kilometer von Àvila entfernt am Rande des „Parque Regional de la Sierra de Gredos“ auf einem Bergkamm und versetzt auch heutige Gäste mit spektakulärem Panorama in Erstaunen.
Weitere Paradores wurden bis Mitte der 1930er Jahre eröffnet, aber spanischer Bürgerkrieg und der anschließende Zweite Weltkrieg verhinderten bald aufstrebenden Fremdenverkehr, die Idee der Paradores jedoch geriet nicht in Vergessenheit. Beispiel dafür ist die Umwandlung des Klosters San Francisco in Granada zum Parador (1944/45), heute direkt auf dem Gelände der Alhambra eine der beliebtesten – und teuersten – Unterkünfte der Kette. Und mit der rasanten touristischen Entwicklung in den 1960er Jahren verbreiteten sich die Paradores über ganz Spanien.
Mit dem Ende des Franquismus wurde die Administration der Paradores umstrukturiert und 1980 integrierte man einige Häuser des nationalen Tourismusunternehmens Entursa, darunter das symbolträchtige Hostal de los Reyes Católicos in Santiago de Compostela. 1991 schließlich wurde die staatliche Aktiengesellschaft „Paradores de Turismo de España S.A.“ gegründet, einziger Aktionär ist die Generaldirektion für spanische Kulturgüter. Erhebliche Investitionen in die Renovierung der Häuser, ein Schwerpunkt auf Umweltbewusstsein und das Qualitätsmanagement machten die Paradores bis 2019 zu einem profitablen Unternehmen. Die Einnahmen werden nicht nur durch Hotelübernachtungen generiert, sondern fast zur Hälfte (45%) aus dem Restaurantbetrieb. Das gastronomische Angebot in einem Parador ist eng mit der jeweiligen Region verbunden, nutzt saisonale Produkte und macht damit auch die Küche zum kulturellen Botschafter für Spanien.
Wie sich Corona-Pandemie und der damit verbundene Einbruch des Tourismus in einem vom Reiseverkehr sehr stark abhängigen Land auswirken, kann aktuell nicht abschließend bewertet werden. Ein strenges Hygiene-Konzept soll für die Sicherheit von Gästen wie Personal sorgen, die Umsetzung wird sicherlich dadurch erleichtert, dass die meisten Paradores keine großen Hotels sind und abseits vom Massentourismus rangieren. In jedem Fall belohnt Sie der Aufenthalt in einem Parador mit unvergesslichen Eindrücken.
Ich möchte Ihnen an dieser Stelle zwei bemerkenswerte Paradores in Andalusien vorstellen, die ich im Frühjahr 2019 besucht habe. Nach den pandemiebedingten Reiseabsagen ist ein Wiedersehen in diesem Jahr eingeplant!
Parador in Carmona
Etwa eine halbe Stunde Fahrtzeit von Sevilla entfernt liegt Carmona auf einem Höhenzug über einer fruchtbaren Ebene. Dank dieser strategisch günstigen Lage zählt Carmona zu den ältesten Orten in Andalusien. Der örtliche Parador befindet sich in einer maurischen Burg aus dem 14. Jahrhundert, Teil einer Festung des portugiesischen Königs Dom Pedro I. (in die Geschichte als Peter der Grausame eingegangen), in exponierter Hanglage. Ein zauberhafter Innenhof mit Springbrunnen und das maurische Dekor versprühen andalusischen Charme, man speist herrschaftlich im ehemaligen Refektorium und könnte ein erfrischendes Bad im großzügigen Pool in Hanglage nehmen. Mein absolutes Highlight jedoch ist der sensationelle Panorama-Blick von der Terrasse im Morgenlicht.
Parador in Màlaga
Ebenfalls in einzigartiger Lage präsentiert sich der Parador de Málaga: hoch über Stadt und Hafen auf dem Monte Gibralfaro, gegenüber der muslimischen Alcazaba. Mediterrane Vegetation, Naturstein und Holz schaffen eine gemütliche Atmosphäre, die Plätze auf der Loggia-Terrasse sind gefragt für den Aperitif. Ein kleiner Swimmingpool auf dem Dach des Hotels bietet wie die Restaurant-Terrasse stimmungsvolle Ausblicke auf Málaga. Unser Zimmermädchen Carmen überraschte uns jeden Tag mit einer kunstvollen Drappierung der Tagesdecke oder der Handtücher – ein überaus liebevolles Detail. Die Panoramalage des Hotels – man kann sogar einen Blick von oben auf die Stierkampfarena werfen – führt natürlich unzählige Touristen an diesen Ort, die sich nach 10 „Schau-Minuten“ verabschieden müssen, während wir mit einem Gin Tonic oder einem „tinto de verano“ den Ausblick den ganzen Abend genießen können.
Äußerst interessante Informationen! Da will ich hin! Die beiden Paradores haben es mir angetan. Da ertrage ich tatsächlich das graue, stürmische Wetter bei uns. Freue mich riesig auf die Andalusien-Reise im April.
Ganz liebe Grüße und danke für das Angebot von tollen Reisen in diesem Jahr!