Venedig ist eine außergewöhnliche Stadt mit einer faszinierenden Geschichte. Um das Jahr 1500 stieg ein gewisser Jacopo de’ Barbari auf die Türme der Stadt und zeichnete den ersten Plan Venedigs aus der Vogelschau. Trotz manch perspektivischer Ungenauigkeit gilt diese Venedig-Ansicht mit detailgetreuer Wiedergabe der Gebäude und Kanäle, der Schiffswerft und der Inseln Giudecca, San Giorgio, Murano und Torcello als Meisterwerk, noch dazu in einer ganz außergewöhnlichen Dimension von 135 x 282 cm.

Für den Druck wurden sechs Holzstöcke angefertigt, die Originalholzplatten kann man heute noch im Museum Correr in Venedig sehen. Anton Kolb, ein Buchdrucker und Verleger aus Nürnberg, erhielt im Oktober 1500 vom Rat der Republik Venedig die Erlaubnis, Exemplare des gedruckten Plans zollfrei auszuführen und zum Stückpreis von drei Dukaten zu vertreiben – inklusive einem Schutzprivileg gegen Plagiate. Der clevere Nürnberger Unternehmer hatte als Argumentation die Vergrößerung des Ruhms und der Ehre der Stadt mit dieser herausragenden Ansicht der Serenissima angeführt. Tatsächlich sollte dieser Plan die Vorlage für viele künftige Stadtporträts bilden.

Weltweit existieren noch elf Exemplare aus dem Jahr 1500, darunter einer (2012 frisch restauriert) im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Alle anderen Drucke stammen von 1514 oder danach, genau wie die Reproduktion des Plans über meinem Arbeitsplatz.

Wie manch ein Historiker nutze ich die vielen kleinen Details, um tiefer in die Geschichte der Stadt einzutauchen. Da sieht man z.B. die Rialto-Brücke noch als Holzkonstruktion, ganz in der Nähe den wichtigen Fondaco dei Tedeschi, das Handelshaus der deutschsprachigen Kaufleute mit der zugehörigen Kirche San Bartolomeo, das Architektur-Ensemble rund um San Marco und detailreich das für die Serenissima so wichtige Arsenale, die Schiffsbauwerft. Auf der Giudecca sind zahlreiche Gemüsegärten auszumachen.

Venetie MD

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