Er ist am Golf von Neapel, auf Capri und auf Sizilien zuhause: der italienische Zitronenlikör mit dem klangvollen Namen Limoncello. Im Süden Italiens gedeihen Zitronen in fast jedem Garten und Limoncello wird von vielen Familien selbst hergestellt. Als mein Mann vor vielen Jahren von einer Reisemesse die erste Zitronenlikör-Flasche mitbrachte, war ich zunächst sehr skeptisch. Und bereits nach dem ersten Glas – eiskalt serviert – begeistert. Damals (Anfang der 1990er-Jahre) war Limoncello allerdings noch eine echte Rarität und nur in Italien direkt erhältlich. Fortan musste von jeder Italien-Fahrt mindestens eine Flasche mitgebracht werden. Mittlerweile hat die Globalisierung dafür gesorgt, dass jeder gut geführte Feinkostladen Limoncello im Angebot hat. Das Angebot ist sehr vielfältig, wenn man jedoch auf Qualität achtet, sollte ein Limoncello nur sehr wenige Zutaten enthalten: Zitronenschalen bzw. die Essenz daraus, Zucker, Alkohol und Wasser. Sonst nichts, Konservierungs- und Farbstoffe sind absolut unnötig.

Limoncello wird traditionell als Digestif serviert. Er hat zudem in meiner Dessertküche Zugang gefunden: Frische Erdbeeren oder Pfirsiche mit Limoncello mariniert, Pfannkuchen mit Zucker und Limoncello serviert, Tortenböden mit Limoncello beträufelt oder als finaler Guss aus Puderzucker, Zitronensaft und Limoncello über dem Zitronenkuchen.

Und selbstverständlich wird er in kleinen Mengen nun auch in meinem Haushalt hergestellt. Man braucht dazu reinen Alkohol, der in Deutschland leider sehr teuer ist. In Österreich und in Italien, wo das Ansetzen von Likör noch häufig praktiziert wird, wird 95%iger Alkohol in Literflaschen im Supermarkt verkauft. Besondere Aufmerksamkeit verlangen auch die Zitronen: die Schale darf nicht behandelt sein. Wenn also mein eigener Zitronenbaum nur 1 oder 2 Früchte trägt, ist Zukauf erforderlich. Auf dem Augsburger Stadtmarkt bietet ein Obst- und Gemüsehändler ungespritzte Ware an, die direkt aus Sizilien kommt.

Nun steht der Zubereitung nichts mehr im Wege. Die Zitronen heiß abwaschen, trockenreiben und die Schale sehr dünn mit dem Gemüseschäler abziehen. Das bittere Weiße direkt unter der Schale darf nicht verwendet werden. Die Zitronenschalen werden in ein hohes Glas gelegt und mit dem reinen Alkohol übergossen. Ein Tuch darüber und für 2 bis 3 Wochen an einen trockenen, dunklen Ort stellen. Durch die Verdunstung wird es nötig werden, nochmals Alkohol nachzugießen, damit die Zitronenschalen bedeckt sind. Mit der Zeit nimmt der Alkohol die gelbe Farbe und das Aroma der Zitrone an. Die Zitronenschalen werden dann abgeseiht (und entsorgt) – man benötigt nur die gelbe Alkoholessenz. Zur Verdünnung der Essenz wird sog. Läuterzucker aus 2  Teilen Wasser und 1 Teil Zucker gekocht. Wenn dieses Zuckerwasser abgekühlt ist, kommt als letzter Schritt die Mischung. Ich produziere grundsätzlich nach der Methode 1 Teil Alkoholessenz und 2 Teile Läuterzucker, dadurch hat der fertige Limoncello einen Alkoholgehalt von ca. 32%. In dem Moment, in dem das Zuckerwasser mit der Alkoholessenz verbunden wird, entsteht übrigens das typisch milchige Aussehen des Limoncello.

Limoncello

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