Exzentrisch und eigenwillig, Dandy und mehr Liebschaften als Casanova, reich an Ideen aber chronisch hoch verschuldet, weltgewandt und weitgereist, Gourmet und Ananaszüchter, Schriftsteller wie genialer Landschaftsgestalter: Hermann Ludwig Heinrich Graf (später Fürst) von Pückler-Muskau gilt bis heute als schillernde Persönlichkeit.

Geboren 1785 in der Oberlausitz, von den Eltern sich selbst, Privatlehrern und Schulanstalten überlassen, ist er bald für eigenwillige Streiche bekannt. Dem Intermezzo eines rasch abgebrochenen Jurastudiums folgt eine militärische Karriere, Hermann frönt dem Glückspiel, liebt ausgefallene Kleidung und duelliert sich häufig. Durch den Wiener Kongress 1815 fällt der Pücklersche Besitz in der Lausitz von Sachsen an Preußen. Mit liberalen Positionen und extravagantem Lebensstil eckt Hermann im prüden Preußen der Biedermeier-Ära immer wieder an, die erhoffte Karriere als Botschafter bleibt ihm zeitlebens verwehrt. Eine Ehe mit der 9 Jahre älteren Lucie von Hardenberg, nur der beträchtlichen Mitgift wegen geschlossen, entwickelt sich zu einer lebenslangen Freundschaft, wird aber offiziell geschieden, damit sich der Fürst eine neue reiche Partie suchen kann – was aber nicht gelingt, die Damen waren wohl gewarnt. Reisen führen den Fürsten nach England und Irland wie nach Griechenland und Konstantinopel, 6 Jahre lang von Algier über Ägypten in den Sudan und zurück nach Europa – mit dem Sklavenmädchen Machbuba als Begleitung. Als fleißiger Briefeschreiber und Berichterstatter bringt er zu literarischem Ruhm, die „Briefe eines Verstorbenen“ lobt sogar Goethe. Die Gestaltung des Landschaftsparks von Muskau treibt den Fürsten in den finanziellen Ruin, er muss den Besitz verkaufen und zieht sich 1845 aufs Erbschloss Branitz zurück – wo er einen neuen Landschaftspark gestalten lässt und das Schloss zum Mittelpunkt fürstlicher Vergnügungen mit lockerer Hausordnung („vollständige Freiheit für Wirt und Gäste“ u.a.) macht. Der Schriftstellerei bleibt er bis zu seinem Tod treu. Als Hermann 1871 im hohen Alter stirbt, leistet er sich eine letzte Extravaganz und lässt sich im Tumulus – einer Seepyramide im Branitzer Parksee – beisetzen. Eine leicht lesbare Biografie ist 2002 von Heinz Ohff bei Piper unter dem Titel „Der grüne Fürst. Das abenteuerliche Leben des Fürsten Pückler-Muskau“ erschienen und sei Interessierten empfohlen.

Ich möchte Sie hier mitnehmen auf eine Reise durch die beiden grandiosen Landschaftsgärten des „Parkomanen“. Auf seinen Reisen studiert der Fürst die englischen Parks und zeigt geniales Talent für die Weiterentwicklung auf deutschem Boden zum Landschaftspark. Für seine Ideen gestaltet er die Landschaft nach seinen Vorstellungen. Er lässt neue Flussarme ableiten und legt künstliche Seen an. Straßen werden abgetragen und alte Mauern gesprengt. Der Fürst kauft Grundstücke auf, um ein ausgedehntes, zusammenhängendes Ensemble zu schaffen. Der Boden in der Lausitz ist sandig und lehmig, riesige Mengen guter Boden werden herangeschafft. Es gelingt ihm, ausgewachsene Bäume zu verpflanzen – der neue Standort wird vorbereitet und große Bäume auf dem Fuhrwerk dorthin gebracht, etwaige Hindernisse (wie ein Tor) müssen weichen. Den korrekten Platz hat er zuvor mit Attrappen aus Besenstiel und Heuhaufen simulieren lassen. Blickachsen sind das „A“ und „O“ des Pücklerschen Konzepts: „Ein Park muss wie eine Gemäldegalerie sein, alle paar Schritte soll man ein neues Bild sehen.“ Heute teilt die Neiße den Muskauer Park in einen deutschen und einen polnischen Teil, durch einen gemeinsamen Antrag beider Staaten steht er seit 2004 auf der Welterbe-Liste.

Auch in Branitz bei Cottbus entsteht aus einer Sandwüste ein grandioser Landschaftspark mit geschwungenen Erdmodellierungen, elegant geführten Seen- und Wasserläufen und sorgsam komponierten Gehölzanordnungen – Pückler selbst bezeichnete ihn als sein „Meisterwerk“. Einzigartig sind hier die beiden Pyramiden, die der Orient-Liebhaber aus Erde aufschütten und begrünen ließ. In der größeren Seepyramide, dem vollständig vom Wein überrankten Tumulus, hat der große Gartengestalter seine letzte Ruhestätte gefunden.

Ich lade Sie zur visuellen Reise durch die Pückler-Parks von Muskau und Branitz ein und lasse Herman Fürst Pückler-Muskau zum Schluss des Beitrags zu Wort kommen: „Wer mich ganz kennenlernen will, muss meinen Garten kennen, denn mein Garten ist mein Herz.“

Hermann von Pückler-Muskau – Besuch beim ‚grünen Fürsten‘

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Ein Gedanke zu „Hermann von Pückler-Muskau – Besuch beim ‚grünen Fürsten‘

  1. Ein sehr einfühlsamer und spritzig geschriebener Text, der die ungewöhnliche Persönlichkeit des vielseitig interessierten Fürsten sehr plastisch und anschaulich zur aGeltung bringt. Die dazu gehörigen Bilder machen Lust, all diese Pracht nicht nur virtuell, sondern real zu genießen.

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